Blutdruck bei Frauen: Welche Werte sind normal? Expertin nennt wichtige Grenze (2025)

Berlin. Junge Frauen leiden selten an Bluthochdruck, doch in den Wechseljahren ändert sich das. Wer zeitig handelt, kann sein Leben verlängern.

  • In jungen Jahren haben mehr Männer als Frauen mit Bluthochdruck zu kämpfen. Doch mit den Wechseljahren ändert sich das schlagartig.
  • Für Frauen und Männer gelten jeweils unterschiedliche Grenzwerte für den Blutdruck.
  • Eine Ärztin erklärt, ab wann Frauen ihren Blutdruck regelmäßig messen sollten und welche Werte normal sind.

Männer leiden häufig schon in jungen Jahren an Bluthochdruck, bei Frauen wird der Blutdruck erst um das 50. Lebensjahr relevant. Den Wendepunkt bilden die Menopause und die damit einhergehenden hormonellen Veränderungen. „Frauen entwickeln oft erst ab 65 Jahren einen Bluthochdruck, Männer nicht selten schon vor dem 45. Lebensjahr“, sagt Suzann Kirschner-Brouns, Ärztin für Frauengesundheit und Wechseljahre.

Wir haben mit ihr darüber gesprochen, was Frauen vor Bluthochdruck schützt, warum dieser Schutz spätestens in der Lebensmitte bröckelt und welche Werte

Blutdruck bei Frauen und Männern: Weibliche Hormone als Schutzfaktor

Frauen im jüngeren Alter haben meist einen niedrigeren Blutdruck als Männer. Das liegt in erster Linie an ihrer hormonellen Ausstattung: Das weibliche Sexualhormon Östrogen macht die Gefäße elastischer. Doch das ist nicht alles. „Östrogen wirkt wie ein Gefäßputzer: Es schützt die Gefäße vor Entzündungen und Ablagerungen, also Arteriosklerose“, erklärt Suzann Kirschner-Brouns. Steifere Arterien können eine Folge von unbehandeltem Bluthochdruck sein, ihn aber auch mit verursachen.

Blutdruck bei Frauen: Welche Werte sind normal? Expertin nennt wichtige Grenze (1)

Der männliche Körper produziert Östrogen dagegen nur in sehr geringen Mengen. Zudem verschafft ihr Hormonhaushalt Männern auch an anderer Stelle einen Nachteil. Das Hormon Testosteron sorgt dafür, dass sich bei ihnen schneller Bauchfett bildet – laut Kirschner-Brouns „eine Quelle für Entzündungsbotenstoffe“.

Stille Entzündungen im Körper, die so niedrigschwellig sind, dass sie oft unbemerkt bleiben, können der Expertin zufolge zu Arteriosklerose, Bluthochdruck und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen. „Darum spielt Mehrgewichtigkeit und die Art der Ernährung eine große Rolle“, sagt sie.

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Bluthochdruck bei Frauen: Welche Werte sind normal?

Trotz dieser Unterschiede differenzierten die Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Bluthochdruck (ESH) bei den Blutdruckwerten lange nicht nach Geschlecht. Sie definierten sowohl für Frauen als auch für Männer Werte ab 140/90 mmHg als Bluthochdruck. Das hat sich mit der Neufassung von 2023 geändert. „Für Frauen gilt der Normblutdruckwert nicht höher als 130/90 mmHg, bei Männern sollte der Wert nicht höher als 140/90 mmHg sein“, erklärt Kirschner-Brouns.

Für die Messung zu Hause gelten niedrigere Werte von 135/85 mmHg für Männer und 125/85 mmHg für Frauen. Der Grund: Der Blutdruck kann beim Arztbesuch durch Nervosität kurzzeitig ansteigen und dadurch die Werte nach oben treiben. Wer einmalig erhöhte Werte misst, hat allerdings nicht automatisch Bluthochdruck. Erst, wenn die Grenzwerte an zwei verschiedenen Zeitpunkten überschritten werden, sprechen Mediziner von Bluthochdruck.

Gut zu wissen

Der Blutdruck wird in der Maßeinheit Millimeter Quecksilbersäule, kurz mmHg, gemessen. Er setzt sich aus zwei Werten zusammen: Der erste Wert gibt den systolischen Blutdruck an. Dieser beschreibt, wie stark der Druck ist, wenn das Blut in der Anspannungsphase des Herzens (Systole) in die Gefäße einströmt. Der Druck in den Gefäßen während der Entspannungsphase des Herzens (Diastole) wird mit dem zweiten Wert, dem diastolischen Blutdruck angegeben.

Wichtig: Blutdruckmessgeräte für zu Hause können zu falschen Ergebnissen führen, wenn die Messung nicht richtig durchgeführt wird oder das Gerät nicht zertifiziert ist. Darum sollte man wissen, wie man den Blutdruck richtig misst und welche Blutdruckmessgeräte in Tests gut abgeschnitten haben. Hilfreich können auch Smartwatches mit Blutdruckmessfunktion sein.

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Von Katharina Engeln

Bluthochdruck bei jungen Frauen durch Erkrankungen möglich

Frauen sind besser vor Bluthochdruck geschützt als Männer. Aber auch sie können bereits in jungen Jahren davon betroffen sein. Das zeigt das Ergebnis der GEDA („Gesundheit in Deutschland aktuell“), einer Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) von 2015: Demnach waren 4,2 Prozent der 18- bis 29-jährigen Frauen und neun Prozent der 30- bis 44-jährigen Studienteilnehmerinnen von Bluthochdruck betroffen. Bei Männern lag der Anteil bei 4,4, respektive 14,5 Prozent.

Wenn sich bei Frauen schon früh Bluthochdruck entwickelt, steckt häufig eine Erkrankung dahinter. Man spricht dann von einer sekundären Hypertonie. Mögliche Ursachen dafür können „angeborene oder erworbene Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes sein“, sagt Kirschner-Brouns.

„Auch Autoimmunkrankheiten wie eine Hashimoto-Thyreoiditis oder eine Polyarthritis, an denen zu 90 Prozent Frauen erkranken, können mit Veränderungen an den Blutgefäßen und in der Folge mit einer Hypertonie einhergehen“, so die Expertin. Bei einer Hashimoto-Thyreoiditis ist die Schilddrüse chronisch entzündet, bei einer Polyarthritis entzünden sich die Gelenke in Schüben.

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Auch junge Frauen können Bluthochdruck entwickeln

Im Gegensatz zur sekundären Hypertonie lassen sich die erhöhten Werte bei einer primären Hypertonie nicht auf eine klare Ursache zurückführen. Neben einer familiären Veranlagung gelten eine ungesunde Ernährung und ein ungünstiger Lebensstil als wichtige Risikofaktoren: „Dazu zählen Übergewicht, hoher Kochsalz- und Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und Stress“, erklärt das RKI.

Aus den Zahlen der GEDA-Studie ergeben sich allerdings noch weitere Erklärungsansätze für Bluthochdruck bei Frauen. Sie zeigen, dass auch soziokulturelle Faktoren und sogar der Wohnort einen Einfluss haben können: Frauen in allen ostdeutschen Bundesländern außer Berlin wiesen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt höhere Blutdruckwerte auf.

Die Studie legt zudem nahe, dass das Wissen um gesundheitsförderliche und blutdrucksenkende Maßnahmen bei Menschen mit niedrigerem Bildungsabschluss weniger stark verbreitet ist. Denn auch sie hatten in der Studie ein höheres Risiko, früh Bluthochdruck zu entwickeln.

Unsere Expertin

Dr. med. Suzann Kirschner-Brouns ist Ärztin, Medizinjournalistin und Autorin. 2023 veröffentlichte sie gemeinsam mit Sandra Eifert ihr Buch „Herzsprechstunde. Warum das weibliche Herz anders ist und wie es gesund bleibt“. Am 18.10 erschien „Die Kraft der Wechseljahre“. Auf ihrem YouTube- und Instagram-Kanal werden ihre Beiträge zum Thema Frauengesundheit und Wechseljahre millionenfach geklickt.

Hoher Blutdruck bei Frauen ab 50: Wechseljahreals Auslöser

Generell entwickeln viele Frauen aber erst mit dem Beginn der Wechseljahre, also um das 50. Lebensjahr herum, Bluthochdruck. Der Deutschen Hochdruckliga (DHL) zufolge ist mehr als die Hälfte der Frauen in den Wechseljahren betroffen. Verantwortlich dafür sind die hormonellen Veränderungen. „Nach der Menopause, wenn die weiblichen Hormonspiegel auf nahezu null absinken, hat dies auch Auswirkungen auf die Elastizität der Gefäße“, sagt Kirschner-Brouns. „Sie werden schneller steif als bei gleichaltrigen Männern.“

Während der Östrogengehalt in der Menopause absinkt, bleibt der Testosteronspiegel stabil. Das führt dazu, dass Frauen ab 50 genau wie Männer schneller Bauchfett zulegen – und das kann den Blutdruck ansteigen lassen.

Als Risikofaktoren für Bluthochdruck bei älteren Frauen gelten auch ein frühes Einsetzen der Wechseljahre und Schwangerschaftskomplikationen. Kirschner-Brouns erklärt: „Frauen, die während der Schwangerschaft Bluthochdruck entwickeln, haben nach der Menopause ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck.“

Nach Angaben der Geburtsklinik der Berliner Charité bekommen rund 90 Prozent der Schwangeren mit einer sogenannten Präeklampsie 20 bis 25 Jahre später chronischen Bluthochdruck. Bei einer Präeklampsie ist der Blutdruck der Schwangeren erhöht und es kommt zu einer vermehrten Eiweißausscheidung über den Urin. Das erhöht das Risiko für Frühgeburten.

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Bluthochdruck ab 50: Hormonersatztherapie kann Problem verstärken

Bei starken Wechseljahresbeschwerden kann eine Hormonersatztherapie helfen, den Östrogenmangel auszugleichen. Doch insbesondere oral eingenommene Hormone sind nicht risikofrei und können sogar kontraproduktiv sein. Eine kanadische Studie mit Daten von mehr als 112.000 Frauen zeigt: Östrogen-Tabletten erhöhen das Bluthochdruck-Risiko um etwa 14 Prozent im Vergleich zu Hormon-Gels, -Cremes und -Pflastern. Gegenüber vaginalen Östrogen-Cremes und -Zäpfchen steigt das Risiko sogar um 19 Prozent.

Allerdings wirken vaginale Produkte im Gegensatz zu Tabletten nur lokal, also nicht auf den gesamten Körper. Sie kommen unter anderem bei Scheidentrockenheit zum Einsatz. Für Frauen mit sehr starken Wechseljahresbeschwerden könnten oral eingenommene Hormone eine Option sein, sagt Kirschner-Brouns: „Vor der Anwendung müssen jedoch Risikofaktoren wie familiärer Brustkrebs ausgeschlossen werden.“

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Hoher Blutdruck bei Frauen ab 60 kann Lebenserwartung verkürzen

Der Deutschen Herzstiftung zufolge leiden Frauen ab ihrem 65. Lebensjahr genauso häufig an Bluthochdruck wie Männer. Älteren Menschen raten Experten daher, regelmäßig ihren Blutdruck zu messen. Kirschner-Brouns empfiehlt Frauen, besser früher als später ihre Werte zu kontrollieren: „Generell sollte man ab Mitte 40 regelmäßig seinen Blutdruck messen lassen“, sagt sie.

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    Unbehandelter Bluthochdruck kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall verursachen – und damit die Lebenserwartung beeinflussen. Besonders der systolische, obere Blutdruckwert kann einen Unterschied bei der Krankheitsprävention machen, wie aus einer Studie von Kardiologen aus Deutschland und den USA hervorgeht.

    Die Forscher analysierten Blutdruckdaten von über 16.000 Teilnehmerinnen aus einer Langzeitstudie. Die Überlebenswahrscheinlichkeit war demnach bei den Frauen am höchsten, die einen systolischen Blutdruck von unter 120 mmHg hatten. Dabei spielte es keine Rolle, ob der Blutdruck unbehandelt niedrig war oder durch Medikamente reguliert wurde. Probandinnen, die einen höheren Blutdruck als 120 mmHg aufwiesen, zeigten eine geringere Überlebenswahrscheinlichkeit.

    Bewegung und Ernährung als wichtige Maßnahmen gegen Bluthochdruck

    Die Studienautoren schlossen aus dem Ergebnis, dass die Blutdruckkontrolle ein wichtiger Baustein für ein langes Leben ist. Doch was, wenn der Blutdruck tatsächlich zu hoch ist? Neben einer medikamentösen Behandlung wird Betroffenen empfohlen, ihren Blutdruck natürlich zu senken. Auch Kirschner-Brouns rät Frauen zu „regelmäßiger Ausdauerbewegung, wie Joggen oder Radfahren, und einer Ernährungsumstellung auf eine mediterrane Ernährung mit viel frischem Gemüse und pflanzlichen Ölen statt tierischem Protein, wie Fleisch und Butter.“

    Blutdruck bei Frauen: Welche Werte sind normal? Expertin nennt wichtige Grenze (5)

    In ihrem Buch „Die Kraft der Wechseljahre. Wie wir die Menopause nutzen, um uns neu zu (er)finden“ beleuchtet Dr. Susann Kirschner-Brouns die psychologischen Implikationen der Wechseljahre und wie diese nutzbar gemacht werden können. Dabei geht sie der Frage nach, wie es Frauen gelingen kann, gestärkt aus den Wechseljahren hervorzugehen.

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